SequencerTalk lädt zum Maschinengeflüster: Im exklusiven Gespräch mit Waldorf-CEO Rolf Wöhrmann wird der neue Protein-Synthesizer seziert. Inspiriert vom legendären Microwave 1, faltet sich der Klang hier wie ein Origami aus Spannung und Rauschen – und das in einem kompakten, preislich erstaunlich zugänglichen Gehäuse. Vier Layer, ein Flavor-Knopf und eine Modulationsmatrix, die Chaosästheten wie Workflow-Fetischisten gleichermaßen herausfordert. Wer wissen will, wie viel Westcoast-Geist in einem deutschen Wavetable wohnt, sollte sich dieses Interview nicht entgehen lassen. Die Details? Die sind im Video besser zu hören als zu lesen.

28. November 2025
RAUMKLANG
SequencerTalk dekonstruiert den Waldorf Protein: Wavetable-Origami im Mini-Format
Wavetable-Origami: Protein als Microwave-1-Echo
Der Waldorf Protein wird im Gespräch als ein Wavetable-Synthesizer vorgestellt, der sich unüberhörbar an den klassischen Microwave 1 anlehnt, ohne jedoch ein bloßer Klon zu sein. Die Entwickler betonen, dass es sich um eine eigenständige Weiterentwicklung handelt, die die Essenz des legendären Vorbilds aufgreift und mit zeitgemäßer Technik neu interpretiert. Dabei steht der charakteristische, lebendige Grundklang im Zentrum, der durch gezielte Mikrovariationen und die spezielle Architektur erzeugt wird.
Die Idee hinter dem Protein ist es, den Geist des Microwave 1 in ein modernes, kompaktes Format zu übertragen und dabei sowohl die klangliche Tiefe als auch die Bedienbarkeit zu erhalten. Waldorf wagt hier den Spagat zwischen Tradition und Innovation: Die Oszillator-Engine ist inspiriert von den Eigenheiten des ASIC-Chips der ersten Generation, während Features wie die Modulationsmatrix und Effekte den Sprung ins Jahr 2024 markieren. Wer den subtil röchelnden, atmenden Sound der alten Waldorf-Ära sucht, wird hier fündig – aber nicht ohne neue Überraschungen.
Vierfach verschachtelt: Layer-Architektur und Polytimbralität
Mit seiner vier Layer-Architektur öffnet der Protein neue Patch-Geometrien: Jeder Layer kann unabhängig agieren, gestapelt oder polytimbral gespielt werden. Das bedeutet, dass sich komplexe Klangräume erschaffen lassen, indem man einzelne Layer aus bestehenden Presets extrahiert, kombiniert und weiterverarbeitet. Die Möglichkeit, zwischen vier Sounds pro Preset zu wechseln, ohne ein neues Preset laden zu müssen, ist ein Segen für performative Flexibilität.
Die Layer sind nicht nur ein Gimmick, sondern ein zentrales Werkzeug für kreative Klangarchitektur. Ob Round-Robin-Spielweise, Stacken oder das gezielte Remixen von Layern – der Workflow lädt ein, bekannte Grenzen zu überschreiten. Die Layer-Logik erinnert an die Multis des Microwave 1, ist aber im Protein zugänglicher und schneller zu handhaben. Wer Lust auf Patch-Polyphonie und Klangstapel hat, findet hier ein Spielfeld für Unvorhersehbares.

"Ich kann da also eine ganze Menge mit anstellen."
© Screenshot/Zitat: Sequencertalk (YouTube)
Flavor, Matrix und Dirt: Maschinenethik in der Klanggestaltung

"Dieser Flavor Knopf dreht solche Microwariations rein und die beziehen sich hier auf verschiedene Parameter."
© Screenshot/Zitat: Sequencertalk (YouTube)
Der Flavor-Knopf ist mehr als ein Vintage-Button: Er injiziert gezielte Mikrovariationen in Wavetable, Filter und Tuning, inspiriert vom unperfekten Charme des Microwave 1. Diese subtile Instabilität sorgt für organische Lebendigkeit und hebt den Protein von sterilen Digital-Synths ab. Die Intensität lässt sich pro Preset abspeichern, sodass jeder Klang seine eigene Dosis Maschinenchaos erhält.
Hinzu kommt eine Modulationsmatrix mit acht Slots, die Poly-Aftertouch, MPE und klassische Quellen verknüpft. Exotische Parameter sind über Menüs erreichbar – ein Kompromiss, der Nerds wie Pragmatiker gleichermaßen fordert. Die Dirt-Funktion erweitert das Spektrum um verschiedene Noise- und Drive-Typen, von Geiger-Klicks bis zu Filter-Drive. Wer tiefer in die Patch-Tiefen tauchen will, sollte sich das Video gönnen: Die Nuancen von Flavor und Dirt sind akustisch schwer in Worte zu fassen.
Preis, Praxis und Zielgruppe: Protein für alle?
Mit einem Einführungspreis von 329 Euro positioniert sich der Protein als Tor zur Waldorf-Welt – nicht, weil er simpel wäre, sondern weil er finanziell zugänglich bleibt. Das kompakte Gehäuse ist portabel, die Bedienung trotz vieler Funktionen erstaunlich direkt. Shift-Funktionen und ein cleveres Panel-Layout sorgen dafür, dass sowohl Einsteiger als auch erfahrene Sound-Designer auf ihre Kosten kommen.
Die Feature-Dichte ist bemerkenswert: Zwei Oszillatoren pro Layer, Filter, Effekte, Modmatrix, Step-Sequencer, Arpeggiator und MPE-Support. Die Kompromisse – etwa Menüdive für Exotenparameter – sind durchdacht und lassen Raum für zukünftige Updates. Wer Geduld und ein Ohr für Unvorhersehbares mitbringt, wird mit einer erstaunlichen Klangvielfalt belohnt. Für Workflow-Fetischisten bleibt es ein Traum von Chaosästhetik.

"Es ist eine ganz gute Mischung zwischen, der ist noch einfach zu verstehen und zu bedienen."
© Screenshot/Zitat: Sequencertalk (YouTube)
Blick hinter die Platine: Entwicklung und Zukunftsausblick mit Rolf Wöhrmann

"Der Blowfeld ist quasi die Hardware-Inkarnation von dieser ganzen DSP-Schiene, die ich erwähnte."
© Screenshot/Zitat: Sequencertalk (YouTube)
Das Interview mit Rolf Wöhrmann liefert tiefe Einblicke in die Entstehung des Proteins und die Philosophie dahinter. Waldorf setzt bewusst auf eine neue Serie im Kleinformat, die unterschiedliche Geräte mit wechselnden Gehäusefarben umfasst. Die Plattform ist so angelegt, dass weitere Instrumente – von Drum-Machines bis zu Effekten – folgen können, sofern der Markt es erlaubt.
Wöhrmann betont, dass der Protein kein Ersatz für den Blofeld ist, sondern eine klangliche Alternative mit eigenem Charakter. Die Entwicklung orientiert sich an den Bedürfnissen von Musikern und Sounddesignern, wobei Feedback aus der Community aktiv einfließt. Wer wissen will, wie viel Herzblut und Maschinenethik in diesem Gerät steckt, sollte sich das vollständige Gespräch nicht entgehen lassen – manche Details lassen sich nur im O-Ton und mit Klangbeispielen wirklich erfassen.
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