AudioPilz entfesselt seinen einzigartigen Kritikerstil auf den Nord Modular, einen Synthesizer mit mehr Jahren auf dem Buckel als die meisten Rave-Tracks, aber genauso viel Charakter. Tauchen Sie in die Eigenheiten und Vorzüge dieses digitalen Underdogs in seiner neuesten ‚Bad Gear‘-Episode ein.

22. November 2025
JET
AudioPilz gibt dem Nord Modular die Leviten
Nord Modular, Nord Modular G1, Nord Modular G2, Nord Modular Micro
Von der Revolution der 90er zum vergessenen Relikt
In der neuesten Folge von „Bad Gear“ taucht AudioPilz in die Welt des Nord Modular ein, ein digitales Juwel, das erstmals 1998 das Licht der Welt erblickte. Lange bevor Eurorack-Setups unser Leben wie eine Flut von Punk-Konzerten überrollten, gab es den Nord Modular – ein Leuchtfeuer der digitalen Synthese-Innovation. Trotz seiner bahnbrechenden Rolle hat dieser Synthesizer irgendwie in den hinteren Gassen der elektronischen Welt sein Dasein fristen müssen, verstaubt neben alten Rave-Flyern. Florian gibt uns in seinem unverwechselbaren Stil die Details, warum dieses Stück Technik sowohl legendär als auch frustrierend unzugänglich ist.
Wir werden in eine Kampfarena aus LEDs anstelle des typischen Kabelgewirrs der Modularszene eingeführt. Stattdessen verlässt sich dieser Synthesizer auf einen Software-Editor zur Patch-Erstellung, der seine eigenen Tücken mit sich bringt. Clavia, der Hersteller, hörte fast so schnell mit der Unterstützung der Software auf, wie sie sie in den Schoß eifriger Musiker legten, was die Nutzer zwang, nach Alternativen zu suchen. Im skurrilen und fesselnden Universum von „Bad Gear“ argumentiert AudioPilz, dass das Fehlen eines modernen Nachfolgers eine klaffende Lücke ist, die dringend gefüllt werden muss.

"Dieses Mal ist es persönlich!"
("This time it's personal!")© Screenshot/Zitat: Audiopilz (YouTube)
Das Modulationslabyrinth

"Danke an die Leute von ByteOrder für das großartige Freeware-Alternative."
("Thanks to the people at ByteOrder for creating this awesome freeware alternative.")© Screenshot/Zitat: Audiopilz (YouTube)
Sobald man in den Nord Modular eintaucht, begibt man sich auf eine Reise durch eine labyrinthartige Oberfläche, die sich ein bisschen anfühlt wie der Versuch, einen Rave im Dunkeln zu navigieren – komplex, verwirrend, aber voller Möglichkeiten. AudioPilz spart nicht mit Worten, während er uns durch die technischen Details dieser digitalen Bestie führt. Der ursprüngliche Software-Editor ist notorisch dafür bekannt, so benutzerfreundlich zu sein wie ein zweifelhafter Kebab um 3 Uhr morgens, von Nord fast ohne großes Aufheben aufgegeben.
Dank der Synth-Götter für ByteOrder, die einen Freeware-Editor zusammenhacken, der es Enthusiasten ermöglicht, den im Inneren dieses Biests lauernden Schatz an Oszillatoren und Modulatoren freizuschalten. Von spektralen Oszillatoren bis hin zu FM-Patches bietet der Nord ein Füllhorn an Sound-Design-Werkzeugen. Doch auf sie zuzugreifen, fühlt sich ein bisschen an wie eine Herausforderung in einer altmodischen Gameshow – man weiß, dass es sich lohnt, aber ist es wirklich die Mühe wert?
AudioPilz, immer der humorvolle Zyniker, teilt die Funktionen, die einen entweder dazu bringen, den Computerbildschirm zu küssen oder ihn aus dem Fenster zu werfen. Es ist eine Art Hassliebe, nicht unähnlich diesen Szenen, in denen die Verstärker von Spinal Tap nur aus Spaß bis auf elf hochdrehen. Diese modulationsintensive Auswahl bietet einen Einblick in das Innenleben des Geräts und enthüllt sowohl sein Alter als auch seine Eleganz.
Patchworks der Möglichkeiten
Der Reiz des Nord Modular liegt tief in seiner Fähigkeit, Klang zu formen und zu verstümmeln, mehr als man von einem scheinbar klobigen Gerät erwarten könnte. In diesem Abschnitt reist AudioPilz durch die Klanglandschaften des Nord und zeigt sein beeindruckendes Spektrum bei der Erstellung von Patches. Dieser Synthesizer sticht nicht nur wegen seiner Geschichte heraus, sondern auch wegen seiner Fähigkeit, alles von generativen Patches bis hin zu normalen Synth-Aufgaben zu erschaffen, ähnlich wie ein Schweizer Taschenmesser der elektronischen Musik.
Filter und Oszillatoren, oh ja! Der Nord Modular spart nicht an diesen wichtigen Bits und Pieces und bietet klassische Nord-Style-Multi-Mode-Varianten. Die auf Formanten basierenden spektralen Oszillatoren sind besonders bemerkenswert und geben Sounddesignern Werkzeuge an die Hand, die jeden Synthwave-Track in eine pumpende Hymne verwandeln können. Während der Synth mit diesen Features bestens ausgestattet ist, erinnert uns AudioPilz daran, dass der Zugriff auf sie ein wenig so ist, als würde man Hieroglyphen lesen.
Der wahre Charme des Nord liegt in seinem verrückten Mix aus klassischem und experimentellem. Ein Spielplatz für Abenteuerlustige, er erlaubt es, die Grenzen zu verschieben und Sounds zu kreieren, die die Wahrnehmung des Hörers herausfordern. Es ist ein Vintage-Kraftpaket, ein Relikt, das auf jedem modernen Produktionstisch genau richtig aufgehoben ist.
Die gähnenden Lücken der Größe
Auch die größten Meisterwerke haben ihre Risse, und der Nord Modular ist da keine Ausnahme. Unser Reiseführer, AudioPilz, weist unverblümt auf das Fehlen von eingebauten Effekten im Synthesizer hin. Für alle, die hoffen, ihre Synth-Linien ohne externe Hilfe in üppigem Hall oder zackigem Delay zu ertränken, könnte der Nord sich wie ein Pint anfühlen, das schal geworden ist. Die Fähigkeit des Geräts, schön mit Keyboards zu integrieren, erstreckt sich nicht ganz auf seine MIDI-Funktionen, was einige Nutzer nach mehr lechzen lässt.
Nord hat in ihrer Weisheit beschlossen, einige der grundlegenden Effekte zu überspringen, was einen dazu veranlassen könnte, nach dem nächsten Pedalboard zu greifen. Während AudioPilz uns durch diese Mängel führt, wird klar, dass, während das Herz des Nord vor Potenzial pumpte, das Fleisch etwas schwach ist – eine Diskrepanz, die den Gelegenheitsbenutzer frustrieren könnte, aber den eingefleischten modularen Masochisten begeistert.
Abgesehen von den Macken bieten die zusätzlichen Features für Keyboarder, wie umfangreiche Splits und Multi-Timbralität, Erlösung. Dennoch ist es, als würde man versuchen, ein zweifelhaftes Autoradio mit massivem Bassoutput, aber gelegentlichen Batterieproblemen zu verkaufen. Dieses Biest lässt sich nicht leicht zähmen, und für viele ist das genau der Reiz.
Von Raves zu Wellen: Das große Jam
In einem spektakulären Beweis dafür, was der Nord Modular kann, kulminiert AudioPilz diese Episode mit einer atemberaubenden Live-Jam-Session. Eine regelrechte Atombombenwolke aus Technobeats und ambienten Klanglandschaften, verbindet sie geschickt alles, was im Video besprochen wurde. Stellen Sie sich ein geschäftiges Rave vor, bei dem der Nord das Zepter in der Hand hält – der Zeremonienmeister in einem Meer digitaler Freuden.
Techno-Puristen würden zustimmend nicken, als AudioPilz mit einem Groove-Box-Patch loslegt, das in der Session sticht und schwebt. Ähnlich wie ein angegrauter Lautsprecherstapel in einem schäbigen Londoner Pub drückt er Sounds heraus, die sich roh und fesselnd anfühlen. Das Jam entwickelt sich zu einem reichen Wandteppich aus Melodien und Rhythmen, der alles von Techno bis hin zu 90er Psytrance in einem fließenden Tanz aus Knöpfen und Patches vereint.
AudioPilz weiß, wie man mit diesem Synthesizer eine Party feiert, und die Session zeigt seine Vielseitigkeit, wenn auch mit einem nostalgischen Anstrich. Die Performance ist nicht nur ein Test der Fähigkeiten des Nord, sondern auch ein Nicken zu seinen vergangenen Glanzleistungen und ein Augenzwinkern zu dem, was sein könnte, wenn es moderne Nachfolger gäbe. Es ist ein brillantes Ende einer Episode, die sowohl dieses eigensinnige Stück Technikgeschichte ehrt als auch bedauert.

"Der Nord Modular G1 ist ein bemerkenswertes Instrument, nicht nur wegen seiner mentalen Vielseitigkeit, sondern auch, weil es fast vollständig von der Cornrow verschont bleibt, die andere Instrumente aus dieser Zeit heimsucht."
("Nord Modular G1 is a remarkable instrument, not only because of its mind expanding versatility, but also because it is almost completely devoid of the corniness that haunts other instruments from that time.")© Screenshot/Zitat: Audiopilz (YouTube)
Der Ruf nach Wiederauferstehung
Während die Episode zu Ende geht, kreiert AudioPilz eine nachdenkliche Pause inmitten des Meeres von Beats und Bytes. Der Nord Modular, wie er bemerkt, schreit nach einem Comeback – nicht nur als netter Rückblick, sondern als modernes Kraftpaket des Sounds. ‚Bring ihn zurück‘, scheint er zu schreien und fordert Synthese-Hersteller heraus, dieses Wunder aus den 90ern mit dem technologischen Knowhow von heute neu zu erfinden.
Nostalgie vermischt sich mit Hoffnung, während Florian Pilz über die harte Realität der Synthese-Innovation nachdenkt. Er bietet Nord augenzwinkernd einen Deal an – bringen Sie eine neue Version heraus, und er wird die Werbetrommel dafür kostenlos rühren. Es ist ein gewagter Schachzug, der sowohl seine Liebe zur Modular-Verrücktheit des Nord als auch ein unnachgiebiges Verlangen nach seiner modernen Wiedergeburt einfängt.
Diese Schlussnotiz lässt uns mit einem Mix aus Optimismus und einem Hauch von rebellischem Verlangen zurück. Kann der Nord seine rebellische Jugend zurückerobern? AudioPilz scheint zu glauben, dass die Zeit reif ist, und wenn jemand das Zeug dazu hat, diese Revolution zu starten, dann ist er es.
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