Charlie Steinberg im Klangraum von musotalk

7. November 2025

RAUMKLANG

Charlie Steinberg im Klangraum von musotalk

In der Welt der digitalen Musikproduktion gibt es Ikonen und Pioniere, und Charlie Steinberg gehört zweifellos dazu. In einem facettenreichen Talk auf MusoTalk enthüllt er zusammen mit Holger Steinbrink die Neuentwicklungen rund um VST, Cubase 15 und die aufregenden Möglichkeiten der Musikproduktion mit Künstlicher Intelligenz. Dabei wird klar: Ob Open-Source-Träume oder Live-Performance-Revolutionen – im kreativen Prozess zählt nicht nur der technische Fortschritt, sondern vor allem die visionäre Hingabe.

Der Open-Source-Patch: VST öffnet die Türen

In einem aufschlussreichen Gespräch auf MusoTalk betritt Charlie Steinberg die Bühne und öffnet den Vorhang für eine der bahnbrechendsten Entwicklungen der jüngeren Softwaregeschichte: das VST-Paket wird Open Source. Die Geschichte des VST-Formats, das 1996 das Licht der Welt erblickte, ist voller Anekdoten und technischer Meilensteine. Das Format wurde ursprünglich im Geiste einer freien Nutzung an die Entwicklergemeinschaft weitergegeben. Doch Steinberg erläutert, dass es anfänglich bedeutsam war, Missbrauch vorzubeugen und eine gewisse Qualitätskontrolle durch die Registrierungspflicht zu wahren. Das Ziel: Die Vermeidung von dem, was er als „inflationärer Gebrauch“ beschreibt. Nun, mit der Freigabe als Open Source, ermöglicht es eine noch größere Freiheiten zur Integration in Open-Source-Projekte, ohne den bürokratischen Ballast. Diese Öffnung ist ein bedeutender Schritt, der die Musiksoftware-Landschaft nachhaltig bereichern könnte.

Heute dreht sich wirklich alles nur um ein Thema und das ist Deinberg.

© Screenshot/Zitat: Musotalk (YouTube)

Cubase 15: Modulation und Click-to-Audio

Die neuesten Updates für Cubase 15 enthüllen eine Vielzahl an spannenden Features, die sowohl für Live-Performer als auch für Studioenthusiasten von Interesse sind. Thorsten Quaschning, prominenter User und Mitglied von Tangerine Dream, hebt besonders Funktionen wie den Click-to-Audio hervor, der die Setlist-Automationen erleichtert und Musikern buchstäblich Zeit schenkt, indem er auf Knopfdruck Konzerteinstellungen ermöglicht. Eine wahre Patch-Geometrie, die den Workflow effizient vernetzt. Die neuen Modulatoren des Updates erweitern das kreative Potenzial, indem sie jetzt auch algorithmische Modulation erlauben. Dies eröffnet Klangarchitekturen, die bislang schwer zu realisieren waren und gibt Musikern die Werkzeuge zur Hand, ihre Klangräume bis ins kleinste Detail zu gestalten. Dabei sind es oft die kleinen, fast unscheinbaren Features, die den größten Unterschied machen und einen produzieren, der tiefer in die Materie von Cubase 15 eintauchen lässt, mit einem unkalkulierbaren Vorteil belohnt. So wird der Weg zum klanglichen Ausdruck weiter aufgefächert – eine wahre Kunst der Zeit- und Effektkontrolle.


VST Live: Ein Orchester am Laptop

Wenn Sie Fragen haben, Herr Queschen, können Sie die jetzt stellen?

© Screenshot/Zitat: Musotalk (YouTube)

VST Live wird der medialen Präsentation als eine Brücke zwischen Studioumgebung und Livemusik gerecht. Steinberg beschreibt es als ein System, das ein Sinfonieorchester im Handumdrehen auf die Bühne zaubert – mit voller Kontrolle über Audio, Licht und Video. Der Grundgedanke von VST Live besteht darin, verschiedene Songs als eigenständige Projekte mit all ihren notwendigen Klang- und Effekt-Layern zu speichern und abzurufen. Sei es der Refrain oder eine Bridge – alles ist möglich, selbst von verschiedenen Monitoren aus synchronisiert. Diese Technologie hebt Live-Performances auf ein neues Level, da sie eine nahtlose Integration von MIDI, Gitarre und Keyboard ermöglicht. Jedes Element wird durch Stacks und Layer strukturiert. Holger Steinbrink bestätigt beeindruckt, dass diese Funktionen den professionellen Einsatz enorm vereinfachen. Es ist eine Offenbarung für Künstler, die ihre Performance-Technik kreativer gestalten wollen, indem sie ihre Shows über traditionelles Playback hinaus erweitern. Der Maschinenethik folgend: alles im natürlichen Fluss behalten, doch mit technischen Mitteln orchestrieren.

Omnivocal und die KI-Revolution in der Musik

In der Diskussion um den neuen Omni Vocal Synth zeigt sich die Fusion zwischen Klangerzeugung und Künstlicher Intelligenz in vollem Glanz. Holger Steinbrink beschreibt, dass der Omni Vocal Synth von Yamaha weit über einfache Synthese hinausgeht, da er direkt in Cubase integriert ist und eine lebendige, expressive Vokalpräsenz bietet. Der Synth ist nicht nur für Klangkünstler, sondern gerade auch für jene, die über keine gesanglichen Fähigkeiten verfügen, ein mutiger Schachzug einer KI in der Klangkunst. Steinbrink erläutert, dass die KI die Möglichkeit hat, Melodienoten im Voraus zu antizipieren, um natürliche Atmer und Auftaktatmer zu generieren – eine Fähigkeit, die auf der Latenzkompensation des VST-Frameworks basiert. Diese detailverliebte Technologie steht noch in den Anfängen, doch die Vision wäre es, mit menschlicher Intuition fusionierte Maschinenstimmen zu einzigartigen Ausdrucksmöglichkeiten zu inspirieren. Wie musotalk zeigt, eröffnet dies neue Klangräume und vielschichtige Texturen für musikalische Erkundung. Ein kleiner Schritt für das Tool, ein großer Schritt für die Synthese.

Das geht auch wirklich viel schneller, vor allen Dingen, weil man den Text nur auf die erste Note eingeben muss und der wird automatisch…

© Screenshot/Zitat: Musotalk (YouTube)

Die Zukunft von Musikproduktion und KI

Das ist eine disruptive Technologie oder Technologiesprung. Da werden wir uns alle noch umgucken.

© Screenshot/Zitat: Musotalk (YouTube)

Die Diskussion dreht sich um die tiefgreifenden Auswirkungen von KI auf die Musikproduktion, bei der unterschiedlichste Chancen und Grenzen aufgezeigt werden. Steinberg und sein Team teilen eine sehr reale Einschätzung: Die Macht der KI könnte Musikkomposition und -produktion radikal einfacher und zugänglicher gestalten. Doch warnen sie auch vor der Gefahr, dass Musik ihren menschlichen Ausdruck, ihre Emotionalität verlieren könnte, wenn sie nur noch auf Algorithmen basiert. Hier eröffnet sich eine tiefgreifende Diskussion über Maschinenethik und den wahren Wert künstlerischen Schaffens. Thorsten Quaschning signalisiert seine Skepsis gegenüber einer Welt, in der Musik vollständig KI-generiert ist. Die Debatte zeigt, dass es um mehr geht als um technische Perfektion, sondern um die emotionalen Nuancen der Klangwelt, die ihre Ursprünge im menschlichen Erleben haben. Die Integration von Mensch und Maschine bleibt eine Gratwanderung, die ein Ende von kreativen Überraschungen bedeuten könnte, sollte sich der Einfluss der Algorithmen zu stark ausbreiten.

Preisfrage: Cubase, Nuendo und die Tücken der Updates

Der letzte Abschnitt des musotalk Talks bringt Charlie Steinberg und Holger Steinbrink dazu, die wirtschaftlichen Aspekte von Software-Updates zu diskutieren. Reges Interesse gilt der Update-Politik von Cubase 15 und der Frage, wie sich der Preis rechtfertigt. Doch auch ein humorvoller Blick auf die alten Steinberg-Dongles und die Nostalgie, die damit verbunden ist, bringen Leichtigkeit in die Unterhaltung. Steinbrink erklärt, dass der Preis für ein Update durch die enormen technischen Investitionen gerechtfertigt ist und die User von den zahlreichen neuen Features profitieren können. Zudem ist die Crossgrade-Option von anderen DAWs wie Logic ein Argument, das potenzielle Nutzer von Cubase überzeugen könnte. Der Vergleich mit der Apple-eigenen Plattform und die geschickte Möglichkeit von Crossgrades spiegelt die Dynamik wider, die stets im Markt herrscht. Es ist ein Balanceakt zwischen technologischer Weiterentwicklung und den finanziellen Möglichkeiten der Benutzer – ein Aspekt, der vor allem im kreativen Bereich oft kontroverse Diskussionen auslöst.


Diesen Artikel gibt es auch auf Englisch. Du findest ihn hier: https://synthmagazine.com/charlie-steinberg-in-the-sound-sphere-of-musotalk/


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