Waldorf Protein: Klangalchemie mit Martin Stürtzer

28. November 2025

LUMINA

Waldorf Protein: Klangalchemie mit Martin Stürtzer

Tauchen wir ein in die magnetische Resonanz von Martin Stürtzers Studio, wo der Waldorf Protein mehr als nur Schaltkreise ist – er wird zum Gefäß für spektrales Geschichtenerzählen. In diesem immersiven Rundgang führt uns Stürtzer durch das kompakte Gehäuse des Protein und offenbart einen Synthesizer, der Nebel und gebrochenes Licht ausatmet. Wir gleiten durch eigene Patches, die mit harmonischen Geistern und schimmerndem Aliasing erblühen, bevor wir in die taktile Tiefe des Sounddesigns eintauchen. Für alle, die neue Texturen und das Abenteuer der Entdeckung suchen, ist diese Reise mit dem Protein ein Nebel, den es zu erforschen gilt – am besten mit Kopfhörern und offenem Geist.

Ein kompaktes Portal zu tiefem Klang

Der Waldorf Protein erscheint als kleine, rätselhafte Box – seine physische Präsenz zurückhaltend, doch sein Potenzial gewaltig. Martin Stürtzer stellt uns dieses Instrument vor, betont seinen festen Stand auf dem Tisch und die vertrauten Bedienelemente, die an andere Synth-Welten erinnern. Das Display, ähnlich dem des MiniFreak, leuchtet vielversprechend, während die Anschlüsse auf der Rückseite von Tradition und Moderne flüstern: Stereo-Ausgänge, USB-C für Strom und MIDI, und die stets umstrittenen Mini-Klinken.

Dies ist nicht einfach ein geschrumpfter Iridium, wie Stürtzer rasch klarstellt. Stattdessen orientiert sich der Protein am Microwave-Plug-in und lädt uns ein, unsere Erwartungen neu zu justieren. Die Designentscheidungen – kompakt, aber durchdacht – deuten auf eine Maschine für Entdecker hin, die sowohl Direktheit als auch Tiefe schätzen. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen analoger Wärme und digitaler Schärfe und bereiten die Bühne für Klangabenteuer, die weit über das bescheidene Äußere hinausreichen.

In diesem Video führe ich euch durch die Funktionen und entwerfe einen neuen Patch von Grund auf, um euch den Workflow an dieser kleinen…

© Screenshot/Zitat: Martinstuertzer (YouTube)

Aliasing-Geister und harmonischer Reichtum

Für mich ist das viel musikalischer, weil diese Aliasing-Geräusche nicht so statisch sind.

© Screenshot/Zitat: Martinstuertzer (YouTube)

Stürtzers eigene Patches enthüllen die einzigartige Stimme des Protein: eine Klanglandschaft, in der Aliasing kein Makel, sondern ein spektraler Charakter ist. Im direkten Vergleich mit dem Iridium hören wir, wie die Höhen des Protein mit Bewegung schimmern, die Aliasing-Artefakte wie Nebelstaub kreisen statt statisch zu wirken. Der Iridium hingegen bietet eine glattere, fast gläserne Oberfläche – schön, aber weniger verwunschen.

Gerade in diesen subtilen Unvollkommenheiten findet der Protein seine Seele. Das Aliasing lebt, ist niemals statisch, und verleiht jedem Ton Bewegung und Unvorhersehbarkeit. Für Ambient-Komponisten und Sounddesigner ist dies fruchtbarer Boden: ein Ort, an dem harmonischer Reichtum und digitaler Schmutz koexistieren, jeder Patch eine Geschichte, die sich in schimmernden Obertönen und spektralen Schatten entfaltet.

Klangarchitektur: Ein Pad aus der Stille erschaffen

Mit einem frischen Preset lädt uns Stürtzer in den Workflow des Protein ein – ein intuitiver Tanz zwischen taktiler Kontrolle und digitaler Präzision. Vier Layer warten, jede eine Leinwand für Oszillatoren, die mit klassischen Wavetables malen, deren Spektren mit Obertönen erblühen. Das Display folgt jeder Geste, Navigation wird zum Dialog statt zur Pflicht. Manche mögen dedizierte Hüllkurvenregler vermissen, doch der Takeover-Modus und das relative Smoothing sorgen dafür, dass Parametersprünge zu seltenen Geistern werden, nicht zu störenden Unterbrechungen.

Während das Pad Gestalt annimmt, dehnen und lösen sich die Hüllkurven, formen Klang wie langsam ziehendes Wetter über einer digitalen Landschaft. Der Filter glättet Kanten, Hüllkurven animieren die Wavetable-Position, und Modulation – über zwei LFOs – haucht Pitch und Panorama Leben ein. Jeder Dreh ist ein Pinselstrich, jede Modulation eine Welle im klanglichen Gewebe. Die Architektur des Protein ermutigt zum Experimentieren und belohnt jene, die dem Zusammenspiel von Layern und Bewegung aufmerksam lauschen.

Effekte werden zum letzten Schleier: Delay und Reverb, seriell verschaltet, weiten das Pad zu einer Kathedrale aus Echos. Hier ist der Effektbereich des Protein zugleich Spielplatz und Rätsel – in mancher Hinsicht intuitiv, in anderer weniger. Doch das Ergebnis ist unbestreitbar: ein Klang, der schwebt, schimmert und sich auflöst, und uns einlädt, uns in seiner magnetischen Resonanz zu verlieren. Die volle Wirkung entfaltet sich natürlich am besten im Video selbst, wo jede Nuance und Modulation in Echtzeit aufblüht.

Sie hat nur wenige Regler und ein sehr kleines Display, also stellt sich die Frage: Ist sie wirklich bequem und einfach zu bedienen und wie…

© Screenshot/Zitat: Martinstuertzer (YouTube)

Protein vs. Iridium: Zwei Wege, ein Ursprung

Im gesamten Rundgang zieht Stürtzer feine Linien zwischen dem Protein und seinem Geschwister, dem Iridium. Beide teilen eine Wavetable-Herkunft, doch ihre klanglichen Identitäten gehen auseinander. Der Iridium klingt poliert, sein Aliasing gezähmt, seine Übergänge glatt – ein Spiegelsee, der jedes Detail reflektiert. Der Protein hingegen umarmt die Wildheit digitaler Artefakte und beschwört den Geist der ursprünglichen Microwave- und PPG-Wave-Maschinen.

Dieser Unterschied ist mehr als technisch – er ist philosophisch. Der Protein lädt uns ein, Schönheit in der Unvollkommenheit zu finden, Texturen zu erforschen, die mit Unberechenbarkeit schimmern. Wer nach makelloser Klarheit sucht, findet im Iridium einen Leuchtturm. Doch für klangliche Geschichtenerzähler, die von spektralen Geistern und harmonischer Turbulenz angezogen werden, bietet der Protein eine neue Erzählung – eine, die Neugier und Risiko belohnt.


Eine Einladung zur klanglichen Entdeckung

Wenn ihr Fragen zum Protein habt oder Ideen, was ich mit dem Synthesizer zeigen soll, schreibt es mir gerne in die Kommentare und habt…

© Screenshot/Zitat: Martinstuertzer (YouTube)

Am Ende des Videos lässt Stürtzer die Tür offen. Der Protein, so suggeriert er, ist nicht nur Werkzeug, sondern Begleiter für alle, die bereit sind, über das Offensichtliche hinauszugehen. Seine kompakte Form verbirgt ein Universum an Klang, das auf Hände und Ohren wartet, die bereit sind zu formen, zu treiben und zu entdecken. Wer seiner klanglichen Palette neue Farben hinzufügen will, sollte in diesen Nebel eintauchen.

Übersetzt aus dem Englischen. Den Originalbeitrag findest du hier: https://synthmagazine.com/waldorf-protein-sonic-alchemy-with-martin-stuertzer/


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